Patienten mit Hochrisiko-Prostatakarzinom weisen offenbar häufiger Metastasen auf als bisher angenommen. Dies belegt eine Studie des UCLA Health Jonsson Comprehensive Cancer Center, die kürzlich in JAMA Network Open veröffentlicht wurde. Laut der Untersuchung wurden bei nahezu der Hälfte der Männer mit einem High-Risk-Tumor, die nachkonventioneller Bildgebung (CT, MRT oder Knochenszintigraphie) als metastasenfrei galten, mittels PSMA-PET/CT doch Metastasen entdeckt. Diese Ergebnisse unterstreichen die hohe Sensitivität der PSMA-Bildgebung und ihre entscheidende Rolle bei der exakten Stadieneinteilung einer fortgeschrittenen Prostatakrebserkrankung.
Jährlich erhalten in Deutschland mehr als 73.000 Männer die Diagnose Prostatakrebs. Während die Erkrankung bei den meisten Patienten auf die Prostata begrenzt bleibt, liegt in 7 bis 10 Prozent der Fälle ein Hochrisiko-Prostatakarzinom vor. In diesen Situationen besteht ein erhöhtes Risiko für Metastasen in Lymphknoten oder anderen Organen wie Knochen oder Leber. „Um Metastasen sicherauszuschließen, ist eine sehr sensitive Bildgebung erforderlich“, erklärt Dr. Pedram Derakhshani, leitender Urologe im Westdeutschen Prostatazentrum der KLINIK am RING in Köln.
Das PSMA-PET/CT ermöglicht eine deutlich präzisere Erkennung von Tumorherden und Metastasen als die noch häufig eingesetzte Knochenszintigraphie. Das hochmoderne Verfahren nutzt radioaktive Marker, die gezielt an Prostatakrebszellen binden und diese im PET-Scan sichtbar machen. Bereits seit 2014 setzt das Westdeutsche Prostatazentrum diese hochsensitive Methode in Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Köln ein.
Die Studie des UCLA Health Jonsson Comprehensive Cancer Center basiert auf Daten aus vier prospektiven Untersuchungen, die zwischen 2016 und2021 durchgeführt wurden. Analysiert wurden Patienten, die nachradikaler Prostatektomie, Strahlentherapie oder Salvage-Strahlentherapie einen steigenden PSA-Wert aufwiesen. Den Studienergebnissen zufolge konnte das PSMA-PET/CT bei 84 Prozent der Teilnehmer eine fortgeschrittene Erkrankung nachweisen. Besonders bemerkenswert: Bei 46 Prozent der Patienten (84 von 182) wurden Metastasen entdeckt, die mit herkömmlichen Bildgebungsverfahren nicht sichtbar waren. Zudem identifizierte die Untersuchung bei 24Prozent der Hochrisiko-Patienten eine metastasierte Erkrankung mit mindestens fünf Läsionen.
Die Ergebnisse der UCLA-Studie unterstreichen die wichtige Bedeutung der PSMA-Bildgebung für eine frühzeitige Entdeckung von Metastasen und damit präziseren Stadieneinteilung. Besonders bei Patienten mit Hochrisiko-Prostatakarzinom, bei denen konventionelle Bildgebungsverfahren oft keine Metastasen aufzeigen, ist das PSMA-PET/CT entscheidend für die Wahl der richtigen Therapie,“ so Dr. Derakhshani.
Sind keine Metastasen nachweisbar, stellt die Kombination aus Brachytherapie und externer Bestrahlung die effektivste Behandlungsmethode dar. In fortgeschrittenen Stadien ist eine radikale Operation hingegen oft nicht die beste Wahl, da Tumorausläufer außerhalb des OP-Schnittbereichs weiterwachsen können. Die Brachytherapie hingegen ermöglicht eine gezielte Bestrahlung auch der Randbereiche der Prostata und verbessert so die Behandlungsergebnisse erheblich.
Als Verfahren der Brachytherapie eignet sich beim Hochrisiko-Prostatakarzinom das so genannte HDR-Afterloading. Hierbei fährt eine hochaktive Strahlenquelle temporär in zuvor implantierte Nadeln und bestrahlt den Tumor direkt vor Ort. Die Bestrahlung dauert nur wenige Minuten und wird je nach Befund drei bis vier Mal unter Kurznarkose durchgeführt. Durch eine exakte Verteilung der Strahlendosis kann der Tumor bestrahlt werden, ohne umliegende Strukturen wie Harnblase, Darm oder Schließmuskel zu beschädigen. Neben einer besseren Wirksamkeit treten dadurch auch insgesamt weniger Nebenwirkungen auf als nach OP. So sind Inkontinenz- (<2 %) und Impotenzraten (20–40 %) deutlich geringer als nach der operativen Entfernung der Prostata (10–15 % bzw. 60–100%).
Das Westdeutsche Prostatazentrum kann die hervorragende Wirksamkeit des HDR-Afterloadings bei fortgeschrittenem Prostatakrebs anhand eigener Patientendaten bestätigen. „Seit dem Jahr 2000 haben wir mehr als 10.000 Brachytherapien durchgeführt. Etwa ein Viertel davon waren Patienten mit einem Hochrisikoprostatakarzinom, die wir mittels Afterloading-Therapie behandelt haben“, so Dr. Derakhshani.
HolzgreveA, Armstrong WR, Clark KJ, et al. PSMA-PET/CT Findings in PatientsWith High-Risk Biochemically Recurrent Prostate Cancer With NoMetastatic Disease by Conventional Imaging. JAMANetw Open. 2025;8(1):e2452971.